Nachricht vom 25.1.2019
Wieviel Kreislauf ist möglich?
Metallrecycling gilt als eine wichtige Maßnahme der Zukunft, um die Versorgung mit Rohstoffen zu sichern. Viele Experten sind sich darin einig. Wie recycelbar ein Produkt genau ist und welcher Anteil der Materialien überhaupt wiedergewonnen werden kann, ist in den meisten Fällen aber unklar. Tatsächlich wird es durch die Komplexität moderner Geräte und auch der daraus entstehenden Schrotte schwerer, Materialflüsse zu schließen und eine echte Kreislaufwirtschaft zu erreichen, argumentiert Prof. Markus Reuter, Direktor am Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie – einem Institut am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf – in einem Interview für die Wissensplattform „Erde und Umwelt“ der Helmholtz-Gemeinschaft.
Die gute Nachricht: ein spezielles „Design-for-Recycling“, also eine recyclingfreundliche Konstruktion von Produkten, wirkt sich auf die Rückgewinnung positiv aus. Das ist das Ergebnis einer Recyclingstudie, über die Markus Reuter in dem Interview mit der „Earth System Knowledge Platform“ berichtet, das Teil des Themenspezials „Rohstoffe in der Tiefsee“ ist. Zusammen mit Partnern untersuchte er die Recyclingfähigkeit des „Fairphone 2“. Aus diesem modular aufgebauten Smartphone lassen sich 30 bis 40 Prozent der verbauten Materialien wieder herausholen. Für ihre Berechnungen nutzen die Wissenschaftler ein spezielles Computerprogramm. „Das Kreislaufsystem ist sehr viel komplexer und detaillierter geworden und kann im Prinzip nur noch mithilfe von metallurgischer Simulationssoftware beschrieben werden“, erklärt Markus Reuter.
Das Programm kann den Verbrauch von Materialien und Energie über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes oder Systems bis hin zum Recycling berechnen. „Eine derartige Betrachtung brauchen wir für die Zukunft. Dann können sich die Verbraucher besser informieren“, plädiert der Recyclingexperte, der auch ein Modell für ein Recyclingsiegel – vergleichbar mit dem System der Energieeffizienzklassen bei elektrischen Geräten – entwickelt hat. „Wir müssen die Materialströme und den Energieverbrauch systemisch betrachten. Nur dann können wir die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen des Recyclings und der Kreislaufwirtschaft begreifen“, fordert Markus Reuter.
Zum Weiterlesen:
"Erneut in die Fabrik statt auf den Müll" (HZDR-Magazin 2/2017 "Die Jagd nach den Rohstoffen")
Kontakt:
Prof. Markus Reuter
Publikationen:
- M.A. Reuter, A. van Schaik, J. Gutzmer, N. Bartie, A. Abadías Llamas (2019): Challenges of the Circular Economy - A metallurgical and product design perspective. Annual Review of Materials Research, Volume 49 (Vorschau-Link)
- M.A. Reuter: Digitalizing the Circular Economy, in Metallurgical and Materials Transactions B, 2016 (DOI: 10.1007/s11663-016-0735-5)
- Abadías Llamas, A. Valero Delgado, A. Valero Capilla, C. Torres Cuadra, M. Hultgren, M. Peltomäki, A. Roine, M. Stelter, M.A. Reuter: Simulation-based exergy, thermo-economic and environmental footprint analysis of primary copper production, in Minerals Engineering, 131, 51-65 2019 (DOI: 10.1016/j.mineng.2018.11.007)