LaTeX2e heißt die neue LaTeX-Version, die seit Mitte 1994 auf den internationalen TeX-Servern zur Verfügung steht. Für Deutschland ist das der DANTE-Server. Es wird zweimal im Jahr (Juni und Dezember) eine neue LaTeX2e -Version verteilt. Das alte LaTeX heißt jetzt offiziell LaTeX2.09.
LaTeX2e ist von seinen Entwicklern (LaTeX3-Projektgruppe) als Vorstufe zu LaTeX3 herausgegeben worden. Ziel dieser Entwicklung war es, eine verbesserte und erweiterte Version herauszubringen, die die bisherige Version 2.09 und alle ihre oft inkompatiblen Varianten (ILaTeX, AMS LaTeX , SLITeX , LaTeX+NFSS u.s.w.) ersetzen sollte. Weiterhin sollte diese Version eine neue moderne Klassifikation für die Zeichensatzauswahl besitzen und durch eine Reihe von neuen nützlichen Paketen und Befehlen erweitert werden.
Auf den FZR-Rechnern hera
,
alpha
steht z.Z.
teTeX-Distribution vom Thomas Esser zur Verfügung
(s. aktuelle Installation).
Die vorliegende Einführung in LaTeX2e
soll nur die wichtigsten Unterschiede
zur LaTeX2.09-Version erläutern und als Ergänzung zur vorhandenen
LaTeX2e-Dokumentation
dienen. Kenntnisse über
LaTeX2.09-Anweisungen werden
vorausgesetzt. (s. auch
FVTK-Unterlagen (1992-1994) zum LaTeX-Thema).
Bisherigen LaTeX-Benutzern wird das Umsteigen auf LaTeX2e
nicht
schwerfallen. Bis auf zwei neue Formatierungsbefehle \documentclass
und
\usepackage
in der Präambel des Dokuments und neue
Zeichensatzauswahl-Befehle, braucht der Durchschnittsanwender nichts Neues
zu lernen, um Dokumente mit LaTeX2e
zu formatieren.
Alle LaTeX2.09-Formatierungsbefehle (auch die alten Zeichensatzauswahl-Befehle) sind in der neuen LaTeX2e -Version gültig, wenn Standard-Dokumentklassen verwendet werden.
Die Benutzung von neuen LaTeX2e-Ergänzungspaketen
(wie graphics
, graphicx
, multicol
, verbatim
und anderen), die sehr nützliche Erweiterungen im
Vergleich zu LaTeX2.09 enthalten, sowie der neuen
LaTeX2e-Befehle kann man
dann später anschließen.
Es wird empfohlen:
\documentstyle
, daß es sich um
ein LaTeX2.09-Dokument handelt und schaltet automatisch in den
LaTeX2.09-Kompatibilitätsmodus um.
Der \documentclass
-Befehl steht am Anfang
des LaTeX-Eingabefiles im sog. Präambelteil des Dokuments und bestimmt
die Dokumentklasse (Dokumentstil), d.h. die Struktur des Dokuments, die Gestaltung
der Seiten, wie Textbreite und -höhe, Absatzabstände, Seitenköpfe u.s.w.
Folgende Standard-Dokumentklassen gehören zur LaTeX2e -Distribution:
article, book, report, letter, slides, proc.
Die entsprechenden Dokumentklassen-Files sind durch die Endung .cls
gekennzeichnet.
Der erste Befehl eines LaTeX-Eingabefiles kann z.B. wie folgt aussehen:
\documentclass{article}
Der eigentliche Text des LaTeX-Dokuments steht im sog. Textteil
zwischen den Befehlen
Ein einfaches LaTeX2e-Eingabefile könnte dann folgendermaßen aussehen:\begin{document}
und\end{document}
Die allgemeine Syntax des\documentclass{article} \begin{document} Hier ist der Text. Hier ist der Text des zweiten Absatzes. \end{document}
\documentclass
-Befehls enhält auch
optionale Angaben zu den möglichen Varianten der
ausgewählten Klasse und zur LaTeX-Version:
\documentclass[
optionen]{klasse}[
version]
Die mögliche Versionsangabe ([
version]
)
in Form des Erstellungsdatums [yyyy/mm/dd]
(jahr/monat/tag
)
soll der Austauschbarkeit von
Dokumenten dienen. Wird bei einem anderen Anwender eine ältere
LaTeX-Version zur Formatierung des Dokuments verwendet, erscheint
auf dem Bildschirm eine Warnung. Eine fehlerfreie Formatierung ist dann
nicht garantiert.
Im \documentclass
-Befehl ist nur die Angabe solcher Optionen
([
optionen]
) erlaubt, die in
dieser Dokumentklasse definiert sind und eine globale Wirkung auf das
ganze Dokument haben. Diese Optionen stellen die Varianten des Dokumentstils
dar. Das ist einer der wichtigen Unterschiede zum alten Anfangsbefehl
\documentstyle
der LaTeX2.09-Version, in dem beliebige Styles
(Files mit der Endung .sty), wie
a4, german, psfig
und auch eigene Styles der Benutzer
als Optionen angegeben werden konnten.
Diese Styles können jetzt über den zweiten neuen
Präambel-Befehl \usepackage
aktiviert werden.
Der \documentclass
-Befehl kennt für seine oben angegebenen
Standardklassen folgende Optionen, die in eckigen Klammern
([
optionen]
) in beliebiger Reihenfolge,
durch Kommata getrennt, angegeben werden können:
10pt, 11pt, 12pt, fleqn, leqno, titelpage, twocolumn,
twoside
(Zur Wirkung dieser Optionen s. die LaTeX2e
-Kurzbeschreibung von
H.Partl
l2kurz.ps oder
l2kurz.dvi).
Außerdem sind in allen Standardklassen Optionen zu Papiergrößen definiert:
Standardmäßig ist bei allen Standardklassenletterpaper 8 1/2 x 11 Zoll (default) legalpaper 8 1/2 x 14 Zoll executivepaper 7 1/2 x 10 1/2 Zoll a4paper 8 1/4 x 11 3/4 Zoll 210 x 297 mm a5paper 5 7/8 x 8 1/4 Zoll 148 x 210 mm b5paper 7 x 9 7/8 Zoll 176 x 250 mm
letterpaper
eingestellt,
was dem amerikanischen Papierformat entspricht. Deswegen ist die Angabe
des Papierformats entweder als Option im \documentclass
-Befehl oder
im \usepackage
-Befehl, der weiter unten beschrieben
wird, unumgänglich. Das oben angegebene einfache LaTeX-Eingabefile kann
für europäische Nutzer folgendermaßen ausssehen:
\documentclass[a4paper]{article} \begin{document} Hier ist der Text. Hier ist der Text des zweiten Absatzes. \end{document}
Außer den Standard-Dokumentklassen stehen z.Z. an den FZR-Rechnern
folgende
LaTeX2e-Dokumentklassen zur Verfügung:
Der zur Formatierung von Briefen mit FZR-Briefkopf vorhandene Dokumentstil
fzr.sty
wurde in eine LaTeX2e
Dokumentklasse fzr.cls
umgeschrieben.
D.h. FZR-Briefe können mit dem Anfangsbefehl
\documentclass[
optionen]{fzr}
formatiert werden. Die Information über FZR-Briefe und andere interne FZR-Dokumente ist den entsprechenden FVTK-Unterlagen zu entnehmen.
Ergänzungspakete
LaTeX-Styles (Files mit der Endung
.sty
) werden im LaTeX2e als Ergänzungspakete bezeichnet und können mit dem\usepackage
-Befehl eingelesen werden. Ein Artikel in deutscher Sprache kann mit folgenden Präambel-Befehlen formatiert werden:Ein LaTeX-Eingabefile kann mehrere\documentclass[a4paper]{article}
\usepackage{german}
\usepackage
-Befehle enthalten:Einzelne LaTeX-Styles können im\usepackage{a4}
\usepackage{german}
\usepackage{multicol}
\usepackage{epsfig}
\usepackage
-Befehl, durch Kommata getrennt, angegeben werden:
Die allgemeine Syntax des\usepackage{a4,german,multicol,epsfig}
\usepackage
-Befehls lautet:Genau wie beim\usepackage[
optionen]{package}[
version]
\documentclass
-Befehl ist es möglich, durch Optionen, die durch Kommata getrennt angegeben sein müssen, die Bearbeitungsvarianten des ausgewählten Pakets zu aktivieren:Die Aktivierung der angegebenen Optionen geschieht mittels der entsprechenden im Paket definierten Befehle. Zu Beginn der Formatierung ist die letzte der in den eckigen Klammern angegebenen Optionen aktiv.\documentclass[a4paper]{article}
\usepackage[german,french]{babel}
Werden mehrere Pakete in einem
\usepackage
-Befehl eingelesen, dann müssen die angegebenen Optionen in allen diesen Paketen definiert sein.In den folgenden Abschnitten werden die wichtigsten Ergänzungspakete aufgelistet. Die angegebene kurze Beschreibung soll nur zur Orientierung der Nutzer dienen. Die ausführlichen Beschreibungen und Benutzungsanweisungen sind der entsprechenden LaTeX2e-Dokumentation und der angegebenen
Literatur [1, 4] zu entnehmen.
Standard-Ergänzungspakete
Folgende Pakete gehören standardmäßig zur LaTeX2e -Distribution.
(s. usrguide.dvi, usrguide.ps):
- alltt
- stellt die
alltt
-Umgebung zur Verfügung, die derverbatim
-Umgebung, mit Ausnahme von\, {
und}
, die weiter als LaTeX-Befehle interpretiert werden, gleich ist;- excale
- stellt einige mathematische Symbole aus dem
cmex10pt
-Font in der Größe 11pt und 12pt bereit;- flafter
- zur Positionierung eines Gleitobjekts (Bild oder Tabelle) frühestens an der Stelle seines Aufrufs, falls seine Positionierung in
figure
- odertable
-Umgebung mit `h
' angeben wurde;- fontenc
- ermöglicht die Auswahl des Kodierungsattributs für die bei LaTeX-Formatierung verwendeten Zeichensätze. Z.B. Auswahl zwischen OT1 für CM- und T1 für EC-Zeichensätze oder zwischen OT2- und T2-Kodierungsattribut für kyrillischen Zeichensätze möglich;
- ifthen
- stellt die LaTeX-Befehle der Form `
if...then...do...otherwise do...
' kompatibel zu LaTeX2.09 bereit;- inputenc
- ermöglicht die Angabe der Kodierung des LaTeX-Eingabefiles.
Z.B. Angabe vonascii, cp437, cp850, latin1, latin2
oder für kyrillischen Textkodierungenkoi8-r, cp866, cp1251, iso88595
möglich;- latexsym
- stellt einige LaTeX-Symbole zur Verfügung;
- makeidx
- stellt die Befehle zur automatischen Index-Erstellung bereit;
- newlfont
- zur Emulation der neuen LaTeX2e -Definition (nach NFSS2) für LaTeX2.09 Zeichensatzbefehle;
- oldfont
- zur Emulation der alten LaTeX2.09-Definition für LaTeX2.09-Zeichensatzbefehle;
- shortvrb
- bietet eine Vereinfachung bei vielen
verbatim
-Befehlen im Text;- showidx
- zum Druck der Argumente von
\index
-Befehlen im Text
(für Testmodus);- syntonly
- zur schnellen Syntaxüberprüfung (ohne Formatierung) des LaTeX-Eingabefiles;
- t1enc
- mit
fontenc
verwandtes Paket für die Benutzung der EC-Zeichensätze;- tracefnt
- ermöglicht nach Bedarf, Art und Umfang der Meldungen, die von NFSS auf dem Bildschirm angezeigt werden sollen, einzustellen
(zur Kontrolle der Information über die bei der Formatierung verwendeten Zeichenzätze).
Ergänzungspakete der LaTeX3-Projektgruppe
Von der LaTeX3-Projektgruppe wurde zur Verbesserung und Erweiterung von Formatierungsmöglichkeiten eine Reihe von Paketen (tools) speziell für LaTeX2e entwickelt.
(s. LaTeX2e-Dokumentation zu tools-Paketen)Die tools-Pakete:
- afterpage
- zur verbesserten Textplazierung bei Verwendung des
\clearpage
-Befehls in Verbindung mitfigure
- odertable
-Umgebungen;
- array
- erweiterte Version der
array
-,tabular
- undtabular*
-Umgebungen;- dcolumn
- stellt einen speziellen Spaltenformatierungsparameter für die Punktplazierung bei Dezimalzahlen bereit (Verwendung nur zusammen mit
array
);- delarray
- zur Erzeugung von Feldstrukturen beim Formelsatz (Verwendung nur zusammen mit
array
);- hhline
- für Doppelumrahmungen innerhalb von Tabellen und Feldern
(Verwendung nur zusammen mitarray
);- longtable
- zur Erstellung von mehrseitigen Tabellen
(Erweiterte Möglichkeiten bei Verwendung zusammen mitarray
);- tabularx
- zur Erweiterung der
tabularx
-Umgebung;- enumerate
- zur Erweiterung der
enumerate
-Umgebung;- fontsmpl
- wird zum Test von Zeichensätzen verwendet;
- ftnright
- zur Plazierung von Fußnoten in zweispaltigen Dokumenten am unteren Ende der rechten Spalte;
- fileerr
- wird als Hilfe zur Fortsetzung der LaTeX-Formatierung verwendet, falls der Filelesebefehl nicht ausgeführt werden kann;
- indentfirst
- zum Einzug auch beim ersten Absatz eines Kapitels;
- layout
- zur Darstellung (mit dem Befehl
\layout
) des Seitenstils für die bei der Formatierung verwendeten Dokumentklasse;- multicol
- zum mehrspaltigen Satz mit Kolumnenausgleich;
- rawfonts
- nur für den Spezialfall, wenn der Aufruf von internen LaTeX2.09-Zeichensätzen, wie
\tenrm
usw. erforderlich ist;- somedefs
- wird nur zusammen mit
rawfonts
verwendet (Spezialfall);- showkeys
- zum Ausdruck aller
\labels
,\refs
und\pagerefs
im Text
(für Testmodus);- theorem
- ermöglicht variable Regelsatzstrukturen gegenüber dem LaTeX-Standard;
- varioref
- zur Erweiterung von Querverweisen
\ref
und\pageref
;- verbatim
- zur Erweiterung der
verbatim
-Umgebung;- xr
- zu Querverweisen auf externe Dokumente;
- xspace
- wird bei Makrodefinitionen verwendet, um die Unterdrückung des Zwischenraums zum nachfolgenden Text zu verhindern.
Weitere wichtige Ergänzungspakete
Folgende Pakete können mit LaTeX2e genutzt werden (nicht vollständige Liste)
(s. LaTeX2e-Dokumentation):
- amsfonts, amsmath
- ein Komplex von Paketen der American Mathematical Society, wie
amstex
,amsmath
,amsfonts
,amssymb
und andere, mit einer Reihe von Zeichensätzen speziell für die höhere Mathematik;- a4
- zur Anpassung an das A4 Papierformat, die über die Option
a4paper
hinausgeht;- babel
- zur Erstellung von mehrsprachigen Dokumenten. Die gewählten Sprachen werden als Optionen angegeben;
- color
- zur farbigen Dokumentgestaltung;
- fancyheadings
- erweiterte Seitenstilgestaltung;
- float
- stellt neue Optionen für Gleitobjekte (Bilder, Tabellen), wie genauere Kontrolle ihrer Plazierung, Angabe von Stilparametern, bereit;
- german
- zur Anpassung an die deutsche Sprache;
- graphics, graphicx
- zur Einbindung von Graphiken;
- mfnfss
- ein Komplex von Paketen, wie
oldgerman
,pandora
zur Benutzung zusätzlicher Zeichensätze;- psnfss
- ein Komplex von Paketen, wie
courier
,helvetic
,palatino
,pifont
,times
,utopia
und andere zur Benutzung von Type1 PostScript Zeichensätzen in LaTeX-Dokumenten;- supertabular
- zur Erstellung mehrseitiger Tabellen.
LaTeX2.09-Styles
Viele Styles, die bereits aus LaTeX2.09 bekannt sind, wie
und andere stehen als LaTeX2e-Pakete weiter zur Verfügung.
- epsf, psfig, epsfig, rotating, subfigure
- zur Einbindung von Graphiken;
- picinpar, floatfig
- zur Gestaltung von bildumfließendem Text
Anwendungsbeispiele für Pakete
Graphikeinbindung mit graphicx-Paket
In den neuen LaTeX2e-Paketen
graphicx
undgraphics
wird der LaTeX2e-Standardbefehl\includegraphics
benutzt, um Graphiken (Bilder) in einen Text oder als Gleitobjekt einzubinden.Die wichtigsten linearen Transformationen Rotation und Skalierung sind in beiden Paketen möglich. Beide Pakete sind ausreichend (mit vielen Beispielen) in grfguide.ps ( grfguide.pdf ) und epslatex.ps beschrieben.
An dieser Stelle sollen nur zwei einfache Beispiele zur Nutzung von
graphicx
angegeben werden.Beispiel:
Ausgabe vom 1.Beispiel als PostScript-File\documentclass[a4paper]{article} \usepackage{german,graphicx} \begin{document} Beispiel f"ur eine Graphik im Text \includegraphics[width=2cm,angle=90]{bsp.ps} Fortsetzung \includegraphics[width=2cm,angle=-90]{bsp.ps} \end{document}2.Beispiel:
\documentclass[a4paper]{article} \usepackage{german,graphicx} \begin{document} Beispiel f"ur eine Graphik als Gleitobjekt in einer figure-Umgebung \begin{figure}[h] \centering \includegraphics[width=4cm]{bsp.ps} \hfill \includegraphics[width=4cm,angle=45]{bsp.ps} \caption{Ausgabe vom 2.Beispiel} \end{figure} Fortsetzung ... \end{document}Ausgabe vom 2.Beispiel als PostScript-File
Anzeigen des Seitenlayouts mit layout-Paket
Mit dem im layout-Paket definierten
\layout
-Befehl läßt sich der Seitenstil (Seitenlayout) für die im\documentclass
-Befehl angegebene Dokumentklasse oder einer ihrer Varianten darstellen:\documentclass[a4paper]{article} \usepackage{layout} \begin{document} \layout \end{document}Ausgabe von diesem Beispiel als PostScript-File
Zeichensatzauswahl im LaTeX2e
NFSS2
LaTeX-Zeichensätze (Fonts) sind Computer Modern Fonts (CM-Fonts). Sie wurden speziell für TeX von Donald Knuth 1979 mittels METAFONT entwickelt und wurden seit dieser Zeit praktisch nicht mehr verändert. Inzwischen sind viele neue Fonts, wie PostScript Fonts, neue Fonts im METAFONT-Quellformat
(concrete
-,pandora
-Fonts usw.), entstanden. Um diese neuen Fonts in LaTeX zu integrieren, haben Frank Mittelbach und Rainer Schöpf (beide gehören zur LaTeX3-Projektgruppe) 1989 ein neues, dem heutigen Fontentwicklungsstand entsprechendes Konzept NFSS ( New Font Selection Scheme) für die Zeichensatzauswahl (Fontauswahl) im LaTeX entwickelt. Eine Weiterentwicklung dieses Konzepts NFSS2 ist jetzt Bestandteil von LaTeX2e .Bemerkung: Im weiteren wird überall der kürzere englische Begriff Font für Zeichensatz verwendet.
Ausführliche Informationen über die Fontauswahlbefehle und die Integration von neuen Fonts in LaTeX2e findet man in der LaTeX2e-Dokumentation fntguide.ps (PS-File) oder fntguide.pdf (PDF-File)) und Literatur [1-4].
Fontattribute
Nach der NFSS2-Klassifikation läßt sich jeder Font durch Angabe von sog. Fontattributen,
der Familie (family
), der Serie (series
), der Form (shape
) und der Größe (size
) bestimmen. Die Änderung eines dieser Attribute im gerade gültigen Font hat keine Auswirkung auf alle anderen Attribute.Als fünftes Fontattribut wird in NFSS2 die Fontkodierung (
encoding
) deklariert. Dieses Attribut ermöglicht im LaTeX2e die Verwendung von 8-bit-Zeichensätzen, wie EC-Fonts (Kodierungsattribut T1). Die bisherigen LaTeX-Standard CM-Fonts sind 7-bit-Zeichensätze und besitzen nach NFSS2 das Kodierungsattribut OT1. Später werden auch andere Fontkodierungen eingeschlossen.Der LaTeX-Durchschnittsanwender kann normalerweise bei der Fontauswahl mit den vier Fontattributen:
family, series, shape
undsize
gut auskommen.
Fontauswahl-Befehle
Fonts werden im LaTeX2e automatisch mit der ausgewählten Dokumentklasse eingestellt. Außer bei Hervorhebungen im Text, für die der Befehl
\em
vorgesehen ist, brauchen sich die Nutzer normalerweise nicht um die Fontauswahl bei der Erstellung von LaTeX-Dokumenten zu kümmern. Für weitergehende Nutzerwünsche stellt LaTeX2e Fontauswahl-Befehle zur Verfügung.
Deklarationsbefehle
Mit folgenden, sog. Deklarationsbefehlen, kann jeweils ein Fontattribut geändert werden:
Die angegebenen Deklarationsbefehle wirken ab der Stelle, wo sie gesetzt sind, bis zum Ende der laufenden Umgebung (
- Familie
\rmfamily
Umschalten auf eine Roman Schrift
\ttfamily
Umschalten auf eine Schreibmaschinenschrift
\sffamily
Umschalten auf eine Sans Serif Schrift
- Serie
\bfseries
Umschalten auf eine Fettschrift
\mdseries
Umschalten auf Schrift normaler (medium) Stärke
- Form
\itshape
Umschalten auf eine Kursivschrift
\slshape
Umschalten auf eine geneigte Schrift
\scshape
Umschalten auf eine Kapitälchen-Schrift
\upshape
Umschalten auf eine aufrechte Schrift
\normalfont
Umschalten auf die Basiseinstellung
(für LaTeX-Standardklassen --\rmfamily, \mdseries, \upshape
)
}, \end{
umgebung}
), oder bis sie durch einen Deklarationsbefehl des gleichen Typs abgelöst werden. Es ist auch möglich, diese Befehle als Umgebungen, wie z.B.zu verwenden.\begin{itshape} ...\end{itshape}
Keiner dieser Befehle kann im mathematischen Modus verwendet werden.
Die Unabhängigkeit der Attribute bei der Fontauswahl ist ein wichtiger Bestandteil von NFSS2. Im alten LaTeX2.09 schaltete der Befehl
\bf
immer auf eine fette Roman-Schrift um. So war es z.B. nicht möglich, mit der Angabe\sf\bf
eine gewünschte, fette Sans Serif Schrift einzustellen. Das ist jetzt im LaTeX2e mit der Angabe\sffamily\bfserie
möglich.Es kann sein, daß für eine gewünschte Fonteinstellung kein entsprechender Font in der LaTeX-Installation verfügbar ist. In diesem Fall gibt LaTeX2e eine Warnung aus:
und wählt einen Ersatzfont, den es für ähnlich hält. Folgende Tabelle gibt ein Übersicht über die wichtigsten verfügbaren CM-Fonts:LaTeX Font Warning: Some font shapes were not available,
defaults substituted
_______________________________________________ |-----------------------------------------------| | Familie Serie Form | |_______________________________________________| |-----------------------------------------------| | Computer Modern Roman (\rmfamily) | |-----------------------------------------------| | cmr m n,it,sl,sc,u | | | | cmr bx n,it,sl | | | | cmr b n | |_______________________________________________| |-----------------------------------------------| | Computer Modern Sans Serif (\sffamily) | |-----------------------------------------------| | cmss m n,sl | | | | cmss bx n | |_______________________________________________| |-----------------------------------------------| | Computer Modern Typewriter (\ttfamily) | |-----------------------------------------------| | cmtt m n,it,sl,sc | |-----------------------------------------------|NFSS-Klassifizierung der Computer Modern Fonts
(für Auswahlm
wird\mdseries
, fürb, bx, -- \bfseries
, fürn, u
--\upshape
in Deklarationsbefehlen verwendet).
Fontbefehle mit Argument Folgende Fontbefehle mit Argument dienen dazu, kurze Passagen in einer bestimmten Fontfamilie, -serie oder -form zu setzen:
Keiner dieser Befehle kann im mathematischen Modus verwendet werden.\textrm{
text}
Text in Roman Font setzen
\textsf{
text}
Text in Sans Serif Font setzen
\texttt{
text}
Text in Typewriter Font setzen
\textmd{
text}
Text in normalen Stärke (medium) setzen
\textbf{
text}
Text in Fettdruck (boldface) setzen
\textup{
text}
Text in senkrechter Form setzen
\textit{
text}
Text in kursiver Form setzen
\textsl{
text}
Text in schräggestellter Form setzen
\textsc{
text}
Text in Kapitälchen setzen
\emph{
text}
Text hervorheben
\textnormal{
text}
Text in der Basiseinstellung setzen
(bei Standard-Klassen -\rmfamily
,\mdseries
,\upshape
).
Ändern der Schriftgröße
Die Größe ist ebenfalls ein Fontattribut (
size
). Für die Änderung dieses Attributs gelten die gleichen Befehle, wie im LaTeX2.09:Die Änderung der Schriftgröße im gerade gültigen Font hat keine Auswirkung auf die anderen Fontattribute.\tiny winzig \scriptsize Indexgröße \footnotesize Fußnotengröße \small klein \normalsize normal \large groß \Large sehr groß \LARGE sehr sehr groß \huge riesig \Huge gigantischKeiner dieser Befehle kann im mathematischen Modus verwendet werden.
LaTeX2.09 Fontbefehle
Die LaTeX2.09 Fontbefehle:
können im LaTeX2e weiter in ihrer alten Wirkung (ohne Attributeigenschaften des LaTeX2e -Fonts) verwendet werden. Sie werden aber in LaTeX2e nicht mehr direkt, sondern in den Dokumentklassen definiert. Aus Kompatibilitätsgründen gibt es in den Standardklassen spezielle Definitionen für diese Befehle, die die Wirkungsweise der LaTeX2.09-Befehle nachbilden. Mit dem Ergänzungspaket\rm, \bf, \it, \sl, \sf, \sc
und\tt
newlfont
entfalten sie dann die entsprechenden LaTeX2e -Attributeigenschaften.Der Kompatibilitätsmodus für LaTeX2.09-Fontbefehle kann nicht garantiert werden, wenn Dokumentklassen aus anderen Quellen (nicht LaTeX2e -Standardklassen) verwendet werden.
Fontauswahl in mathematischen Formeln
Die Zeichen in mathematischen Formeln können aus Benutzersicht in zwei Klassen eingeteilt werden: in Sonderzeichen und in alphanumerische Zeichen (Buchstaben und Ziffern).
Die Sonderzeichen (mehr als 200) sind über mehrere Zeichensätze verteilt, der Zugriff auf sie erfolgt automatisch, und sie werden innerhalb einer Formel graphisch immer auf exakt die gleiche Weise dargestellt. Bei alphanumerischen Zeichen kann der Benutzer durch Fontauswahlbefehle ihr Erscheinungsbild ändern. Dafür stellt LaTeX2e folgende Fontbefehle mit Argument zur Verfügung:
Befehl Beispiel \mathcal{zeichen} $\mathcal{A}=a$ \mathrm{zeichen } $\mathrm{max}_i$ \mathbf{zeichen } $sum x = \mathbf{v}$ \mathsf{zeichen } $\mathsf{G}_1^2$ \mathit{zeichen } $diff.\neq\mathit{diff}$ \mathtt{zeichen } $\mathtt{W}(a)$ \mathnormal{zeichen} $\mathnormal{abc}=abc$Mit
\mathnormal
wird auf den mathematischen Standardfont umgeschaltet. Dieser unterscheidet sich vom kursiven Font\mathit
durch geänderte Zeichenabstände. Der\mathit
-Font läßt sich besonders gut für Variablennamen verwenden.Wird die ganze Formel in Fettdruck gewünscht, können folgende Deklarationsbefehle verwendet werden:
\boldmath
$
Formel$
\unboldmath
\mathversion{bold}
$
Formel$
\mathversion{normal}
Einbindung neuer Fonts
Das Einbinden von neuen Fonts in LaTeX2e geschieht am besten über die Bereitstellung von Ergänzungpaketen. Mehrere solcher Pakete, wie
concrete
,pandora
,oldgerm
,eucal
undeufrak
usw. gehören zur LaTeX2e -Distribution.Für die Verwendung von PostScript-Fonts in LaTeX-Dokumenten stehen Pakete des
psnfss
-Komplexes zur Verfügung (s. auch guide.dvi, guide.ps):In diesen Paketen werden entweder die Fonts einer Familie (wie inantiqua, avant, avantgar, bookman, chancery, charter,
courier, grotesq, helvet, helvetic, mathptm, ncntrsbk,
newcent, nimbus, palatino, pifont, times, utopia, zapfchan.
avant, helvet
für die Sans Serif-Familie), oder alle Fonts (wie inbookman, palatino, times
für die Roman-, Sans Serif-, Typewriter-Familien) auf die entsprechenden PostScript Fonts umgestellt.Beispiel:
\documentclass[a4paper]{article} \usepackage{german} \usepackage{palatino} \begin{document} \section{Beispiel f"ur Artikel mit PS-Fonts} Dieser Text wird mit PostScript-Fonts \textbf{palatino} gesetzt. \sffamily Umschaltung auf die Sans Serif Familie. \\ \itshape Kursiv in der Sans Serif Familie. \\ \bfseries Fette Schrift f"ur kursive Sans Serif. \normalfont Umschaltung auf \textbf{palatino}-Basiseinstellung. \\ \ttfamily Umschaltung auf die Typewriter Familie. \\ \scshape Kapit"alchen-Schrift in der Typewriter Familie. \end{document}Ausgabe von diesem Beispiel als PostScript-File
(28.02.01)